Aktion: Mein Freund, der Baum!

Warum die Erhaltung der alten Bäume in Hude so wichtig ist, das möchte der NABU-Hude gerne einmal in den Fokus rücken. Denn wir dürfen nicht vergessen: unsere Bäume sind zugleich auch unsere „grüne Lunge“ – sie sind sauerstoffproduzierende Kohlenstoffspeicher, die Staub und Partikel aus der Luft filtern. Sie sind Lebensraum für viele Tiere und zugleich eine schattenspendende Futterquelle. Hier findet Ihr ab sofort Fotos oder Geschichten von Menschen, die einen stattlichen, prachtvollen alten Baum auf oder an ihrem Grundstück in Hude haben. Wenn auch Sie eine Geschichte zu erzählen haben: bitte per Mail einsenden an info@nabu-hude.


Sehr geehrte Damen und Herren der NABU-Ortsgruppe Hude,

 

Ihrem Aufruf folgend möchte ich Sie auf einen der wohl am besten dokumentierten Bäume in Hude aufmerksam machen. Die Linde am Herren- bzw. Abthaus im Klosterensemble. Diese stammt noch aus der Klosterzeit und wird in so manch einer Chronik bereits beschrieben. Bei der genaueren Quellensuche ist Ihnen sicherlich Herr Gerdes-Röben behilflich. Ich würde gerne ein paar Bilder beisteuern, ich schicke Ihnen eine kleine Auswahl von vielen zu. Die Linde wurden ja ursprünglich in der Nähe des Hauses gepflanzt um das Haus vor Blitzeinschlägen zu schützen.

In der Hoffnung, dass ich Ihnen ein wenig weiterhelfen konnte, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

 

 Greta v. Witzleben, M.Sc.

Gutsverwaltung von Witzleben

 

Es gibt zu dieser Linde eine sehr schöne Geschichten von Henning von Witzleben (* 24.07.1759 - † 25.01.1838) aus seinen Lebenserinnerung der seine Kindheit auf Hude und Elmeloh verbrachte.

(Quelle: Efterladte Papirer fra den Reventlowske Familiekreds i Tidsrummet 1770-1827.  Udgivne paa foranledning af Hofjaegermeister, Lehnsgreve C.E. Reventlow ved Louis Bobe. Seite 156-167. Meddelelser af Arkiverne paa Pederstrup og Brahe-Trolleborg. Verfasser/in:     Louis Bobé - Verlag:  Kjøbenhavn : Lehmann og Stages Forlag, 1895-1917.)

 

Hier ist der Auszug aus seinen Memoiren, welche die Linde betrifft:

 „In meinem 6ten Jahre kam bei einem harten Winter mit hohem Schnee, durch Unvorsichtigkeit der Köchin, um Mitternacht Feuer aus, und unser Haus brannte halb ab. Mein Vater wäre bald verbrannt, denn kaum war er aus dem Zimmer, so stürzte auch schon die Gypsdecke herunter.Meine Mutter war beschäftigt ihre eilf Kinder zu retten, ich erinnere mich noch lebhaft, wie sie in einem kleinen Unterrock uns unter der grossen Linde aufstellte und bei den Köpfen zählte, ob wir auch eilfe da wären. Nach wenigen Augenblicken wiederholte sie dasselbe, und ich fehlte! Sie stürzte wieder ins Haus, untersuchte mein Bett und fand mich nicht. Meine arme Mutter glaubte nun ich sei verbrannt! Ich aber hatte einmal gehört, dass bei Feuers Gefahr geläutet werden müsse und da ich nun keine Glocke hörte, lief ich nach des Küsters Haus; ich musste aber bei dunkler Nacht über eine Mühlenbrücke, wo die Schütte wegen hohen Wassers alle aufgezogen waren; ich fasste also den Entschluss mich niederzuwerfen und, mit den Händen vorfühlend, hinüber zu kriechen; als ich nun glücklich an die Küsterei kam, schlug ich mit einem Stein aus allen Kräften an die Hausthür und schrie immer: „Feuer, Feuer! läutet! läutet!" Darauf lief der Küster schnell zur Kirche und läutete aus allen Kräften, so dass gleich viele Menschen zur Hülfe kamen und das Feuer glücklich löschten. Des Küsters Frau aber nahm mich und legte mich ins warme Bett eines ihrer Kinder und gab mir ein rothes Schreckpulver ein. Aber meine liebe Mutter! welche Angst hatte ich ihr dadurch bereitet! Glücklicherweise aber kam des Küsters Frau zu ihr und erzählte was geschehen sei. Mit anbrechendem Tage wurde ich abgeholt — da war es sehr feierlich, die ganze Gemeinde unter der grossen Linde ein Danklied „nun danket alle Gott", singen zu hören.Von diesen grossen Linden muss ich noch folgendes bemerken. Fünf solcher Linden sind noch in diesem Augenblick vorhanden; in einer alten Oldenburgischen Chronik wird ihrer Schönheit schon gedacht und sie müssen, danach zu rechnen, über 300 Jahre all sein. Eine Meile weit sieht man sie schon zwischen den hohen Kloster Ruinen hervorragen, sie sind so dicht belaubt, dass ein 24 stündiger Regen keinen Tropfen durchlässt, die Blätter waren oft so gross, dass wir mit einem Blatte einen flachen Teller ganz bedecken konnten. Der Stamm ist von so ungeheurem Umfang, dass wir eilf Kinder, wenn wir uns anfassten, ihn nicht umspannen konnten.“

  

Zudem gibt es eine weitere bemerkenswerte Geschichte aus dem Weltkrieg um diese Linde. Es existierten früher mehrere Linden um das Herrenhaus, bei der Besetzung durch die franz.-kanadischen Offiziere des Herrenhauses wurden diese Linden gesprengt. Die jungen Offiziere hatten Langweile und nahmen eine Kiste Granaten und warfen diese Granaten in die Lindenbäume. Diesen jugendlichen Leichtsinn überlebte nur eine der 5 Linden. Bis in die 60’er Jahre des letzten Jahrhunderts war diese von innen ausgehöhlt und kronenlos, aber die Linde verjüngte sich seit einige Jahrezehnten wieder von innen heraus und erscheint heute in der alten Pracht. Die farbig beigefügte Zeichnung, zeigt den Zustand der Linde sehr gut nach der Explosion.

 

Dann möchte ich Sie noch auf eine Eiche beim Ziegelhof aufmerksam machen. Hier habe ich leider keine Bilder. So vertritt die stärkste Baumdimension eine Stiel-Eiche im Klosterensemble. Ihr Umfang wurde bei einer Höe von 1,30 m gemessen und ergab einen sogenannten Brusthöhendurchmesser von 5,72 m. Diese Eiche steht auf dem Gelände des Ziegelhofs. Sie ist als Naturdenkmal unter der Gebietsnummer ND 610 als „3 Eichen beim Ziegelhof“ ausgewiesen. Ihr Alter wird als ca. 500-jährig bestimmt (LANDKREIS OLDENBURG, 2013). Diese Angabe vom Landkreis Oldenburg deckt sich auch mit der Aussage von meiner Mutter. Sie bestätigt, dass es sich bei diesen drei Eichen, zu der auch dieses Exemplar gehört, um eine ehemalige Hauseichen handelt. Das dazugehörige Bauernhaus wurde laut Aussage meiner Mutter vermutlich in der Zeit von Friedrich Christoph Ernst von Witzleben (*1848 - †1930) Ende des 19. Jahrhunderts. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen. Die Hauseichen blieben auf der Fläche stehen. Vielleicht schauen Sie sich diese mal an. Sie stehen am Schafstall auf dem Ziegelhof.

  

Mit freundlichen Grüßen, Greta v. Witzleben, M.Sc. 



 

Eiche: Gemessen am Stammumfang müsste der Baum gute 250 Jahre alt sein.

Auf einer unseren Wallhecken befinden sich mehrere Eichen, u.a. gehört dazu auch eine, die ich vor ein paar Jahren immer zur Mitte eines jeden Monats photographiert habe. Auf diese Weise ist es gelungen, den Baum im Jahresverlauf zu dokumentieren. Ich habe dabei darauf geachtet, die Aufnahmen vom gleichen Standort aus zu machen, sodass die Perspektive weitgehend gleich ist.

Die 12 Aufnahmen mitsamt vier weiteren habe ich in einen Rahmen gegeben, sodass der Jahresverlauf am Beispiel dieser Eiche sehr schön dargestellt wird. Die vier zusätzlichen Bilder (vom Betrachter aus gesehen: rechter Bildrand) stehen stellvertretend für die vier Jahreszeiten. Da sich die Wallhecke in unserem Besitz befindet, bin ich für die Verkehrssicherungspflicht verantwortlich. Der von Ihnen angesprochene Kostenaspekt ist in der Tat nicht unerheblich. Auf Grund des Alters der Eiche muss ich beispielsweise regelmäßig Totholz durch einen Fachbetrieb entfernen lassen. Gleichwohl freue ich mich, durch Erhalt und Pflege dieses Baumes - wie auch der anderen - die Lebensqualität in Hude unterstützen zu können.

 

Viele Grüße  Günter Alfs

 

Die NWZ berichtete: https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/wirtschaft/hude-huder-baumgeschichten-kleiner-beitrag-gegen-den-klimawandel_a_50,5,3733975320.html

 



Meine Baumgeschichte: 

Als meine Ehefrau und ich 1987 in Hude ein Baugrundstück suchten, führte uns der Makler zu einer „Baulücke“ zwischen Klosterweg und Schwalbenstraße, die bis dahin von Anwohnern gerne als Durchgangspfad genutzt wurde. Für die Grundstücksgröße von 779 m² fällt uns gleich der Baumbestand in Form von mehreren Eichen auf.

Auf Nachfrage, warum denn dieses „Naturgrundstück“ noch zu haben sei, meinte der Makler: „Na ja, ein Haus müsste wegen der Straßenfluchten mittig auf dem Grundstück platziert werden und das wollen viele nicht. Und dann noch...wegen der Bäume, die will auch keiner.“ An der Seite zum Klosterweg überragt eine gewaltige Eiche die nebenstehenden „Kollegen“. Reste von Brettern und Nägeln zeigen auf, dass Kinder dort vermutlich mal ein Baumhaus errichtet hatten. Man sagt das so, aber meine Frau und ich haben uns sofort in diesen prachtvollen Baum verliebt und das Grundstück gekauft. Beim folgenden Hausbau und Anlegen der Außenanlage ist klar, dass wir uns ein Naturgrundstück bewahren wollen. Dazu gehören die „Haupteiche“ und 3 Eichen, die die Grundstückszufahrt umranden. Dass wir diese Entscheidung fortan so oft bis heute noch verteidigen müssen, haben wir damals nicht geahnt. Selbst mein Vater gibt den Rat: „Na, die Bäume müssen aber weg, das viele Laub....ne' Menge Arbeit und die Bäume „wuppen die Pflasterung der Einfahrt hoch“. Noch viele „Fachleute“ melden sich zur Wort: „ Das Hausdach wird grün von Moos und Flechten“! „Bei Sturm können die Bäume auf das Haus fallen“ ! „Mit so'n Bäumen hast du nie Ruhe, denk mal an die vielen Eicheln und das Totholz“ ! „Du hast von dem Laub ewig volle Dachrinnen“ ! „Eichenlaub zersetzt deinen Rasen und den Bürgersteig kannst du auch immer fegen“. Die Aufzählung lässt sich durchaus erweitern. Was ich meinen Nachbarn zu Gute halten muß: Über das hinüber gewehte Laub haben sie sich kaum beschwert, obwohl der Wind manchmal kräftig zur meiner Laubentsorgung beiträgt.

 

Liebe Bedenkenträger: Die 4 Jahreszeiten als Naturfreund zu erleben ist ein Genuss. (Wie lange hat unsere Vegetation so noch Bestand ?) Auch meine Eichen, das mächtige Geäst im Winter, das frische Laub und das Verfärben der Blätter im Herbst. Ein Paradies für Vögel, Eichhörnchen und wenn die Blätter rauschen : Es macht riesigen Spaß mit Kindern eine „ bunte Blätterschlacht“ zu veranstalten, Eicheln zu sammeln für Tierfutter oder zum Basteln. In vielen Beetbereichen lassen wir Eichenblätter „überwintern“. Da kann der Garten ruhig unordentlich aussehen. Wir schaffen damit Rückzugsbereiche für Getier, bis hin zum Igel, der eine Bleibe zum Winterschlaf sucht. Unsere große Prachteiche, für uns ein großer Sonnenschirm und Kühlung bei heißen Temperaturen, auch für das Haus selbst. Was erleben wir für gemütliche Stunden im Schatten, bei Kaffee/Kuchen und „Bier“. Haben unsere Eichenwurzeln nun die Hofzufahrt „hoch gewuppt? Ehrlich, nur an einer Stelle und da haben wir die Pflasterung eben angepasst. Das Hausdach wird grün, keine Frage. Ob eine Schicht von Moos nun isoliert, darüber kann man streiten, aber so ein Dach lebt , bietet Nahrung und Unterschlupf für Getier. Man lernt auch ständig neue Leute kennen, denn fast jede Woche bieten vorbeifahrende Unternehmer eine Dachreinigung an. Dieses habe ich in den bisherigen 41 Jahren nur letztes Jahr durchgeführt. Zusammen mit einem Dachdecker per Hand und „Drahtbürste“, denn die Betonpfannen waren noch heile. Na sowas, wo die „grüne Haut“ doch das Dach kaputt machen soll.

 

Und die Gefahrenlage? Unsere Eichen „stehen wie die Eichen“, besonders „ die Große“ und trotzen bisher jeden Sturm. Da „rührt sich nichts“ und Totholz lassen wir regelmäßig entfernen. Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie viele Menschen achtlos Bäume fällen und durch Betonzonen ersetzen. Auch die vielen Kahlschläge an Straßenzügen sind bestimmt nicht nötig.

 

Aus meinen Zeilen ist ein Plädoyer für Bäume geworden. Warum nicht? Nicht nur im Großen, jeder Grundstücksbesitzer kann mithelfen eine „grüne Lunge zu bewahren. Ich habe mal gelesen, dass man bei Kummer und Stress zum Trost Bäume umarmen soll, weil....man umarmt Leben und gibt sich für einen Moment voll der Natur hin. Ich glaube daran, auch wenn meine „Große“ einem Umfang von 4,40 m hat und ich sie nicht mehr umfassen kann.

 

Kurt Werner

 

Die NWZ berichtete: https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/wirtschaft/hude-huder-baumgeschichten-kleiner-beitrag-gegen-den-klimawandel_a_50,5,3733975320.html